Samstag, 19. Oktober 2013

Berufschullehrerin.. na ob das mal passt


Eine Woche habe ich gewartet, da hab ich die Antwort bekommen. Meine Abfindung wurde genehmigt. Ich konnte es nicht fassen. Auch wenn ich eher der Typ Mensch bin, der das Glas als Halbvoll sieht, sehe ich bei so Sachen für mich immer eher das Glas halb leer.

Mein Vertrag wird fertig gemacht und ich darf ab nächstem Jahr studieren gehen. Hoffentlich kann ich mir das wirklich leiste, hoffentlich muss mein armer Hund nicht darunter leiden und vllt hungern, was ist wenn ich mir kein Hundefutter mehr leisten kann? Oh Gott, oh Gott, oh Gott!!!!

Ja, mich durch fährt immer noch die Planke Panik wenn ich an die Zukunft denke.

Wir Deutschen sind sosehr auf Sicherheit und Beständigkeit getrimmt, das wir lieber ein Leben lang bis zur Rente in einem Beruf arbeiten der uns nicht Glücklich macht oder noch viel Schlimmer an einer Beziehung festhalten, obwohl wir den Partner schon total hassen und ihn für unser vergoldetes Leben verantwortlich machen.

Ich hab den Sprung gewagt und noch ist es lange nicht so weit, das ich mit dem Studium anfange und Geldsorgen habe. Und überlege ob ich meine Niere auf den Schwarzmarkt verkaufen soll oder doch lieber den einen Lungenflügel.

Am Donnerstag vor meinem Urlaub erhalte ich dann den Anruf, dass der Vertrag fertig ist und ich zur Personalabteilung laufen soll. Wer das hier lesen sollte, dem sei gesagt, dass alles was ich hier schreibe auch so passiert ist. Ich schmücke es vllt an manchen Stellen ein bisschen aus, aber irgendwie durch zieht so was mein Leben. Aber ein altes Chinesisches Sprichwort sagt: Vergesslichkeit lässt Glück herein. Wenn ich nächstes Jahr in die Versuchung komme, meinen eigenen Blog zu lesen denke ich mir bestimmt ganz oft: uh, so war das damals? Kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern...

Also ich lief rüber, in die Personalabteilung, sie zückten den Vertrag raus und es kam für mich der erste Schock. Ich hab mit meiner Schwester zusammen ausgerechnet wie hoch die Summe in etwa sein würde. Wie ich vor ein paar Einträgen geschrieben habe, hat meine Schwester im selben Unternehmen gelernt und war nun die Vorsitzende des Betriebsrats. Auch meine Mutter arbeitet im gleichen Unternehmen, wie mein zukünftiger Exmann und mein Freund. Ich will nichts von Vetternwirtschaft hören! Und mit der Summe auf dem Papier würde ich mir kein Studium leisten können. Nach ein bisschen Smalltalk, weil man sich nach 12 Jahren in der Firma doch irgendwie alle über ein paar Ecken kennt, spreche ich die Summe an. Dass ich mich da ja mit dem Betriebsrat extrem Verrechnet haben muss. Sie gingen mit mir die Punkte durch und wir entdeckten den Fehlerteufel. Anstatt meine 12 Jahre Betriebszugehörigkeit war ich nur 5 Jahre gelistet. Aber jetzt konnten sie sich meine lange Kündigungsfrist von 5 Monaten endlich erklären. Kurzerhand wurde die neue Summe ausgerechnet und der Vertrag umgeändert. Ich unterschrieb dass ich ihn zur Einsicht erhalten habe und nun eine Woche Zeit habe, den Vertrag anzunehmen oder eben nicht.

Mit dem vielen Papier, für das ich schon in Gedanken ein paar Bäume betrauerte, lief ich dann wieder zurück zu meinem Arbeitsplatz. Am Hauptgelände angekommen, hörte ich jemanden hinter mir rufen. Es war meine Personalerin die mit roten Kopf, hektisch winkte. Nach Luft schnappend sagte sie mir, dass sie eine Zahl zu viel in den Betrag geschrieben hätte. Die Summe hätte ich weitaus lieber gehabt, aber nun gut. Ich wäre eh zu ehrlich gewesen und hätte es gesagt, wenn es mir aufgefallen wäre. Wir liefen also wieder zusammen zurück und ich fragte sie, ob sie auch schon jemanden bei sich sitzen hatten, der Traurig oder zornig gewesen war, wegen dem Wegfall seines Arbeitsplatzes. Zum Glück war das nicht der Fall, da es alles auf freiwilliger Basis passiert. Viele nutzen die Chance und gehen ein bisschen früher in Rente (was ich sehr schön finde, da die Jungen Mitarbeiter gehalten werden können) und andere, viele die Pendeln, haben schon in der Heimat eine neue Stelle gefunden.

Der Vertrag wurde wieder geändert und ich lief damit rüber. Natürlich wollte ich das Teil so schnell wie möglich unterschreiben und alles in feste Tücher bringen, noch vor meinem Urlaub. Zuhause musste mein Freund den Vertrag erst noch durch lesen und natürlich wollte ihn mein Exmann auch noch am nächsten Tag an der Arbeit durch lesen. Er fand es natürlich nicht gut, das ich ihn schon unterschrieben habe, obwohl ich erst noch einen Steuerberater drüber gucken lassen wollte, damit er mir ausrechnet wie viel wirklich übrig bleibt. Aber mir war immer klar, dass ich es auf jeden Fall mache.

Na, kratzt sich wer am Kopf, warum ich noch so viel Kontakt mit meinem Ex habe? Wir haben uns in unserer Beziehung nichts zu Schulden kommen lassen, weder ich noch er hat den anderen Betrogen. Ich hab Schluss gemacht, weil ich ihn nicht mehr liebe. Man kann viele Dinge an einem Menschen, die er einen mit seiner Art vllt verbaut ertragen oder wegstecken, wenn man ihn liebt. Aber wenn das nicht mehr der Fall ist, sieht man einfach nur die Chancen die man wegen ihm verpasst. So hätte ich nicht studieren können, ich hätte wieder ab nächsten Jahr das Geld ran schaffen müssen, weil er Arbeitslos geworden wäre (hab da immer noch Hoffnungen dass das nicht der Fall wird) und noch einiges mehr. Und wenn ich ihn nur noch mag, dann wird daraus irgendwann mal Frustration und Hass. Wer will seine alte Liebe wirklich hassen? Ich jedenfalls nicht, deswegen habe ich den Schlussstrich gezogen. Schwer zu verstehen, so sollte es aber im besten Falle bei einer Trennung laufen.

Zurück zum roten Faden, ich unterschrieb also meinen Vertrag, bevor ich ihn abgegeben habe, ging ich noch mal kurz zu meinem Teamleiter und meinem Abteilungsleiter und teilte ihnen mit, das ich den Vertrag unterschrieben habe und jetzt abgeben würde. Das war also der Moment, damit legte ich die ersten Steine in meinem neuen Berufsleben.

Berufschullehrerin, ob das passen würde?
Das schlimmste war, das die Firma wie ein Dorf ist. So sprach sich das mit der Abfindung schneller rum als ich gedacht habe. In meinem Urlaub war dann das große Sommerfest und mir wurden Löcher in den Bauch gefragt...

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