Donnerstag, 17. Oktober 2013

Studienberaterin


Ja, was macht man, wenn man keine Ahnung von Studium hat und es nicht direkt seinen ganzen Studierten Kollegen aufs Butterbrot schmieren will, das man sich so was überlegt?

Ich habe mich auch für die Studienberaterin entschieden.

An dieser Stelle empfehle ich jeden, sich auch in diese Richtung zu entscheiden! Mir hat es sehr viel gebracht.

Das Internet macht ziemlich vieles in dieser Zeit möglich, meine Überlegung war Elektrotechnik zu studieren. Nach 12 Jahren in diesem Beruf, komm ich davon eh nicht mehr weg. Nach einem kurzen Telefonat mit einer Frau, von der ich mir nicht den Namen notiert habe, hatte ich auch recht Zeitnah einen Termin.

Ich war bewaffnet mit meinem Handy und was zum Schreiben und ritt zu der Adresse aus (gut ich fuhr, mit meinem Suzuki, den ich liebevoll Frau Schmittz getauft habe) und fühlte mich wie Bambi, nach dem direkt die Mutter erschossen war. Total Allein in unbekannten Gefilden. Wenn ihr das nicht alleine schafft, nehmt euch Verstärkung mit, nur ein gut gemeinter Tipp. Ich bin Wonder Woman, ich brauche nur mein Lasso der Gerechtigkeit und mein Unsichtbares Flugzeug! Muhahahahahahahaha

Also rein ins Gebäude und zum Pfördner. Da ich natürlich keinen Namen von der Frau hatte, konnte ich auch nicht nach ihr Fragen und die Angabe: "Ich hab mit einer Frau telefoniert", bringt auch nichts. Es gibt wohl mehr als eine Frau!

Er schickte mich eine Etage höher, ich klopfte an jede Türe, keiner machte mir auf. In einem Großraumbüro hat ein junger Student bissel Mitleid und sucht ob noch jemand arbeitet, ohne Erfolg. Ich laufe also einmal die vier Stockwerke hoch, lande bei der Arbeitssicherheit und pack mein Handy aus.

Ganz ehrlich, auch wenn viele die neue Technik verteufelt, finde ich mobiles Internet in so einer Situation super. Man ruft die Seite auf und schwubs, man hat den Namen der Frau mit Telefonnummer und Bild. Ich sprang also freudestrahlend wieder die paar Treppen (ich war total durch geschwitzt weil es schwül warm war und springen würde ich das schlürfen ehrlicherweise auch nicht bezeichnen) hinunter zum Pförtner und sagte ihm stolz, das ich nun einen Namen habe.

Er schnappte sich sein Überdimensionales Schlüsselbund, bei dem ich als damit rechnete dass er gleich zur Seite umkippen würde, und wollte mich nach einem kurzen Telefonat zu der Frau führen. Ich glaube wir sind einmal durch ganz Deutschland gelaufen, Treppen hoch, Treppen runter. Ich sagte ihm panisch, dass er mich jetzt hier nirgends stehen lassen darf, weil ich zu 1000% nicht mehr hier raus finden würde. Er fand das Büro überraschenderweise im Keller, wo meine Studienberaterin schon im Flur rum lief und uns suchte.

Nach gefühlten 10 Stunden angekommen, schaute die Frau mich an und fragte: Ja, wie kann ich ihnen helfen? Ufff..

"Ich hatte angerufen wegen einer Studienberatung wegen Elektrotechnik und da ich nun schon 30 bin ergibt sich da ja noch ein paar mehr Fragen."

"Ehrlich? Ich hab hier im Rechner gar keinen Termin. Na, macht aber nichts. Das System spinnt schon den ganzen Tag rum, hat sie vllt verschluckt."

Ich erzählte ihr also von meiner Situation, das ich die Chance habe die Abfindung anzunehmen, mit der ich mein Studium fördern könnte und das ich mich recht schnell entscheiden muss, da das Angebot nur Zeitlich begrenzt angenommen werden kann.

Sie fragte mich nach meinem Abschluss und ich sagte ihr dass ich 2001 mein Fachabitur abgelegt habe. Da ist sie vor Freude fast an die Decke gesprungen, was ich sehr süß fand. Die Tatsache alleine, das mir jemand hilft und mich berät ohne was dafür zu wollen fand ich schon bisschen befremdlich, aber toll! Sie erzählte mir, das ich voll viele Wartesemester habe und auch direkt Psychologie studieren könnte, der Bereich der total Überfüllt ist und die Wartezeit voll lange ist. Ich habe sie verständnislos angeguckt und gefragt, was ich mit so einem Schiss will.

"Und Sie wollen Elektrotechnik studieren?" fragte sie mich.

"Naja, ich mach das nun schon seit 12 Jahre, also sollte ich in der Richtung auch weiter machen. Ist ja wohl am Sinnvollsten." sage ich.

"Was machen sie denn sonst so an der Arbeit was ihnen Spaß macht?" fragt sie.

"Uh, ich arbeite unheimlich gerne mit meinen Azubis und Praktikanten zusammen. Denen was beibringen finde ich toll oder zumindest bei den Praktikanten mal zu sagen, dass dieser Berufsweg eher der vom Vater ist, aber nicht zu der Person selber passt finde ich auch sehr wichtig." sage ich.

"Wie würde es dann mit Berufspädagogik aussehen?"

"Mit was?" (An dieser Stelle möchte ich anmerken das ich älter geworden bin und nun schon mutiger bin und Nachfrage wenn ich was nicht kenne! Tada! Das Altwerden hat auch seine Vorteile.)

Und da kam die Beschreibung dass ich auch Berufsschullehrerin werden könnte für Elektrotechnik. Die Leute werden schwer gesucht, ich könnte Deutschlandweit arbeiten und alleine schon wegen der Erwachsenenweiterbildung die immer Stärker gefordert wird in Deutschland ist es eine gute Überlegung.

Natürlich kann man so was nicht in einem Gespräch entscheiden. Sie ballerte mich mit Links zu, mit einer Seite für Stipendien, den Lehrplan von beiden Fächern, also Elektrotechnik und Berufspädagogik, mit einer Beratungsstelle wegen BAföG und mehrere Links wegen meiner Legasthenie. Diese müsste ich mir bescheinigen lassen (so eine Bescheinigung darf nicht älter als 5 Jahre sein, wenn man einen Bildungsweg einschlägt) und könnte damit in Klausuren vllt Bevorzugt behandelt werden, hoffentlich bei der Rechtschreibung. Ich bin zu früher besser geworden, da ich sehr viel lese und die neue Rechtschreibung für mich viel Logischer ist als die Alte, aber alles bekomm ich noch nicht vertuscht.

Die Leute die mit so einem Problem nicht leben müssen können das vllt nicht ganz nachvollziehen, vllt aber doch. So war Protokollschreiben für mich an der Arbeit das schlimmste was mir passieren konnte, besonders wenn es noch beim Schreiben via Beamer an die Wand geworfen wurde und ich Fehler rein geschrieben habe, die dann JEDER gesehen hat. Oder ich irgendwas vor lesen musste, in dem bin ich auch nicht sonderlich gut. Das kam nicht oft im Beruf vor, aber in meiner Ehrenamtlichen Arbeit in der Kirche. Ist aber auch ein anderes Thema!

Jedenfalls hatte sie mich gefragt, ob das als Kind bei mir festgestellt wurde und Beglaubigt wurde.

Es wurde festgestellt, aber nie beglaubigt. Ich war schon immer ein sehr cleveres Kind, darin das zu verstecken was ich nicht konnte. So habe ich meine Mama dazu bekommen, mir die komplette Lesefibel aus der 1. Klasse vorzulesen und habe sie dabei auswendig gelernt.

Leider wurde es nicht Ärztlich bescheinigt, weswegen ich mit den schlechten Noten kämpfen musste. Eine Deutscharbeit hätte ich fast mit einer 4- abschließen können, aber da ich in der Zeit ein Unheimlicher Fan von Terry Pratchett war, habe ich auch Randnotizen in die Arbeit geschrieben und Sachen noch mal deutlicher zuerklärt. Meine Deutschlehrerin hatte gesagt, sie hatte noch nie so viel Spaß gehabt, eine Deutscharbeit zu korrigieren, aber hätte ich die Notizen weg gelassen, hätte ich nicht ganz so viele Fehler ein gebaut. So bekam ich mal wieder eine 5+

Ich schweife ab! Das Gespräch war super gewesen und ich bin nach Hause gefahren mit der Entscheidung im Kopf dass ich wohl wirklich Berufspädagogik studieren will. Natürlich kann ich so was nicht ohne andere Meinungen entscheiden. Die wichtigsten Meinungen die für mich zählen, sind die von meiner Mom, Schwester und von meinem Freund.

Meine Schwester war davon begeistert, über diesen mutigen Schritt, meine Mom war schockiert und ob ich sicher sei diesen Sicheren Arbeitsplatz aufzugeben und mein Liebster sagte nur: Mach halt!

Jetzt fehlte nur noch die andere Sache, es steht und fällt mit der Abfindung. Ohne die kann ich mir das Studium nicht leisten...

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