Mittwoch, 16. Oktober 2013

Mein Berufsleben


Meine Güte, ein super Jahr für mich. Frisch 30 geworden, von meinem Mann getrennt, Abfindung von meiner Firma genommen und hoch motiviert nächstes Jahr Studieren zu gehen.

Ja, da hat jemand aber dieses Jahr auch auf die Kacke gehauen!

Und jetzt komm ich noch auf die blöde Idee das hier hin zu schreiben? Wo ich in keinem Sozialen Netzwerk aktiv bin?

Jaja, richtig gelesen. Ich hab mir heute gedacht, dass ich als normales Arbeiterkind Studieren gehe, ist vllt für die jetzige Jugend mit Internet und Co nicht mehr so unvorstellbar, zu meiner Zeit wusste meine Mutter, das es ein Abitur gibt und eine Fachoberschule. Und von Studieren hatte sie nur gehört, dass es sich nur die reichen Leute leisten können, dazu gehörten wir natürlich nicht.

Vielleicht motiviere ich hier doch noch jemanden, auch mal sein Berufliches Leben zu überdenken und noch mal was anderes zu machen.

Doch wie macht man das? Schreib ich jetzt die ganze Gesichte von mir mit der Ausbildung oder erschlage ich da jeden der Interesse hat? Ganz schön schwere Gradwanderung.

Na, es muss ja keiner Lesen!

Also, typische Arbeiterfamilie. Mutter nur Hauptschulabschluss (wo ich an dieser Stelle jedem Jugendlichen auch "nur" mit Hauptschulabschluss sagen möchte, das meine Mama Gruppenleiterin ist! Was die kann mit nur einem so "geringen" Abschluss, könnt ihr schon lange!) Vater, ui.. das wird bissel schwer.. glaube der hatte gar keinen Abschluss in der Schule.

Wir zwei, meine Schwester und ich, sollten laut meiner Mutti auf jeden Fall einen höheren Abschluss erreichen. Meine Schwester ist einfach cleverer als ich, bin ich nicht neidisch drum, es ist nun mal wie es ist. Sie hat ihr Abitur auf einer Arschbacke abgesessen. Bei mir war die Realschule schon recht schwer. Mit Legasthenie konnte ich meine 5en und 6en in den Arbeiten von Deutsch, Englisch und Französisch nur mit viel Mündlicher Arbeit ausgleichen. Aber für Abi hat es nicht gereicht.

Also ging es nach der Realschule in eine Fachoberschule und zwar Wirtschaft und Verwaltung. Mit meinem jetzigen Wissensstand ist das eine echt dumme Idee, mich dorthin geschickt zu haben. Kam ich super mit Zahlen klar, kann ich Grammatik bis heute nicht verstehen. Und eigentlich war ich immer eher der Typ: Ich muss am Ende des Tages mein Erfolg sehen können um stolz auf meine Arbeit zu sein. UG! 

Ich hab es aber durch gezogen. Mehr schlecht als recht. Dabei ging natürlich die Suche nach einer Ausbildung los, da ich keinen Rückhalt meiner Berufswahl von meinen Eltern bekommen habe (was heutzutage immer noch so ist. Wer am besten das Können seiner Kinder beurteilen kann, sollten eigentlich die Eltern sein. Und diese sollten nicht immer in den Beruf der Eltern gequetscht werden.) war ich ziemlich bei der Auswahl meines Berufes auf mich allein gestellt. In meinem ein Jährigen Praktikum, dass ich in meiner Fachoberschulzeit abgelegt habe, habe ich mich damals extrem für Computer interessiert. Ich habe mir HTML schreiben selbst bei gebracht, sowie Flashprogrammieren.

Dem guten Mann vom Arbeitsamt, der mir Stellen für Bewerbungen ausdrucken sollte, hat das aber nicht wirklich interessiert. Sein Hauptaugenmerk lag auf Bürokauffrau und Industriekauffrau. Ein paar Stellen für IT Systemelektroniker und Fachinformatiker habe ich aber trotzdem bekommen. Dazu habe ich mich noch in dem Unternehmen beworben, in dem ich mein Jahrespraktikum gemacht habe. Aber in der Zeit gab es keine Stellen für ITler also hab ich mich als Industiekauffrau beworben.

Und so kam alles anders. Selbstbewusstsein in diesen jungen Jahren war bei null, und in einem Vorstellungsgespräch mich selbst zu verkaufen, habe ich nicht hin bekommen.

So, wie erkläre ich das nun. Also in der Firma von meinem Jahrespraktikum habe ich den Einstellungstest gemacht und ein Vorstellungsgespräch. Sie wussten das ich lieber in einen Handwerklichen.. kann man IT Handwerklich nennen? Uh, schwer zu sagen!.. Beruf wollte und haben meiner Schwester (die da schon als Bürokauffrau, mit Abitur.. unmöglich.. meine Schwester war super in Chemie.. ihre Ausbildung absolviert hat) mündlich mitgeteilt, das sie dieses Jahr doch noch einen ITler einstellen wollten und ich zu einem separaten Test kommen sollte.

Ich war über glücklich, habe den Test recht gut abgeschlossen und saß dann in einem Vorstellungsgespräch. Und dann kam die Frage (hier muss ich erklären, dass ich unbedingt Geld verdienen musste um nicht länger auf der Tasche meiner Mama zu liegen. Mein Papa hat nicht sonderlich viel an Geld beigesteuert, da er lieber seins für sich ausgegeben hat, aber nicht für die Familie. Auch das Geld von der Familie hat er gerne ohne der ihr Wissen für seine Sachen ausgegeben.. das aber ne andere Geschichte) "Warum wollen sie Kommunikationselektronikerin werden?"

In meinem ganzen Leben habe ich noch nie was von diesem Beruf gehört und war für gefühlte 10 Minuten total erschlagen. Was ich da gelabert habe, weiß ich heute nicht mehr, aber ich hab den Ausbildungsplatz bekommen. Die Ausbildung habe ich auch vorgezogen abgeschlossen, auch mal wieder mehr schlecht als recht. Aber ich war eine der einzigen die danach einen Festvertrag bekommen hat. In meiner Ausbildung habe ich auch meinen jetzigen Exmann kennen gelernt.

5 Jahre hab ich nach der Ausbildung im Service gearbeitet und habe Wechselrichter für Solaranlagen repariert und bin auf Montage gefahren. Jetzt denkt sich einer: Wow ne Frau im Männerberuf, so was seltenes. Ich find es jetzt nicht so besonders, ich persönlich arbeite lieber mit Männern zusammen als mit vielen Frauen. Dieses gezicke und kleine Psychospielchen gehen mir auf die Nerven. Außerdem hatte ich sogar noch eine Kollegin und das Beste, man muss sich nicht mit so vielen die Toilette teilen.

So mein Ex hat dann als ich angefangen habe zu arbeiten, seine Arbeit verloren. War lange Arbeitslos und weil ihm das zu stressig wurde, hat er sich Arbeitssuchend gemeldet und ich hab alleine Geld verdient. Die Arbeit im Service wurde mir irgendwann mal zu stumpf, ich kannte alle Fehler, konnte fast jedes Model reparieren und ich hab meine Chance genutzt und hab in die Entwicklung als Assistentin gewechselt.

Am Anfang war ich noch hoch motiviert, aber nach 7 Teamleitern, wo keiner mehr wirklich wusste was ich kann, dahin abgeschoben alle Unleidlichen Sonderaufgaben zu übernehmen, da ich ja eine Frau bin, musste sich in meinem Leben was ändern. Und so brach 2013 über mich hinein.

Nur kurz angerissen was alles war, also von dem Mann getrennt (hatte ich schon des Öfteren erwähnt, wenn das für jemanden der das hier liest immer noch eine Dramatische Wende ist, dem sei gesagt, dass er und oder sie nicht wirklich aufmerksam liest), meine Mama hatte schwere Gesundheitliche Probleme, da musste ich des Öfteren mit ihr ins Krankenhaus fahren, natürlich in der Zeit, in der mein Ex umgezogen ist und ich ihn ja beim Umzug helfen sollte, dazu noch eine neue Liebe kennen gelernt. Ach und meiner Firma geht’s im Moment nicht so gut.

So kam der September und ich fühlte mich stellenweise wie Wonder Woman, mit den Sachen die ich bewältigt habe und meine Firma bot ein Abfindungsprogramm an. Ehrlich gesagt, war ich mit dem Beruf noch nie zu frieden. Ich bin kein Bastler, aber ich kann auch immer noch nicht sagen, in was ich gut bin. Dazu wollte ich schon immer Studieren, wusste aber nie was. So holte ich mir einen Termin bei der Studienberaterin...

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