Montag, 21. Oktober 2013

Lieber Gott, lass Hirn regnen!


Die Angst saß mir in den Knochen. Hatte ich jetzt wirklich richtig geguckt mit dem Sommersemester oder doch nicht?

Beschwipst lief ich auf dem Sommerfest zu meinem Freund um ihn davon zu erzählen. Der hatte aber von Bier auf Wein gewechselt und war nicht mehr aufnahmefähig für meine Sorgen. Eigentlich war der Abend auch zu feuchtfröhlich, ich wollte mir auch keine wirklichen Gedanken drum machen.

Aber irgendwann holt dich die Frage trotzdem ein. So guckte ich schon wegen dem Mathevorkurs den ich unbedingt besuchen musste vor dem Studium (solange wie ich aus dem Rechnen draußen bin, glaube ich das der Satz des Pythagoras mir aus irgend einer Gerichtsshow bekannt sein muss, aber nicht aus dem Matheunterricht) und rechnete mir durch, wie viele Überstunden ich ansammeln musste, damit ich früher aus der Firma konnte um den 6 Wöchigen Kurs zu besuchen, als mir wieder auffiel das ich doch mal wieder nach dem Studienfach gucken könnte um mich zu versichern das es auch ein Sommersemester Start gibt.

Ein paar Klicks auf der Unübersichtlichen Seite der Uni entdeckte ich das die Anmeldungsfrist für mein Fach noch mal verlängert wurde (süßer Schmerz, ich darf mich noch nicht einschreiben) und lass auf der Seite in großen roten Lettern die blinkten und kleine bunte Ameisen drum rum liefen "Wintersemester". Da stand nichts von Sommersemester. Ich klickte panisch weiter und landete auf der Seite für die Elektrotechnik. Da war es, das Sommer und Wintersemester. Verflixt! Hab ich auf der falschen Seite geguckt und mir natürlich nur das gemerkt was ich mir merken wollte.

Total aufgelöst schrieb ich meinem Freund, das ich mit Studium erst im Winter anfangen kann (also müsste ich den Blog doch umbenennen, ist ja dann schon fast Studieren mit 32...), dass ich dann erst um die 35 bin, wenn ich in dem Beruf anfange, das ich mich jetzt schon wie so ein Langzeitstudent fühle und gewillt bin mir Birkenstocklatschen zu kaufen und eine Hornbrille um Hip zu sein.

Dazu müsste ich mir erst mal wieder eine neue Stelle suchen für den Zeitraum, wie sollte ich bitte meine Miete bezahlen wenn ich kein Geld verdiene, oder wie sollte ich Hundefutter kaufen können?

Er holte mich recht schnell wieder runter, redete was von Arbeitslosengeld und das ich dann eben vor dem Studium Start erst mal eine wohlverdiente Pause haben würde. Und das es sich dabei um meinen zweiten Bildungsweg handelt, wo viele mit dem Alter erst anfangen zu arbeiten. Ein Berufsschullehrer der nicht älter als die Schüler ist wird eh nicht ernst genommen wenn versucht was von der Lebenserfahrung zu erzählen die er auch noch nicht hatte.

Ich atmete durch, freute mich auf den Rückhalt und lies das ganze Sacken. An das Arbeitslosengeld hab ich wirklich nicht gedacht. Für mich ist immer klar, wenn ich mir was leisten will, muss ich dafür arbeiten. Mir schenkt keiner was und es kommt auch keiner an und sagt aus reiner Gutmütigkeit: Was du willst seit 3 Jahren einen Laptop? Komm, da kauf ich dir den doch mal und schenk ihn dir. Bist ja so eine Gute!

Aber ich versuche die Arbeitslosigkeit nicht so zu sehen, das ich dem Staat lange auf der Tasche liege, eigentlich habe ich Jahrelang in diese Versicherung einbezahlt. Eine neue Stelle für den kurzen Zeitraum werde ich nicht finden und wenn es nun mal so ist, muss man eine Versicherung in Anspruch nehmen. Und ich würde wirklich gerne mal bisschen länger frei haben. So hatte ich das ganze Jahr keine Zeit für den Garten.

Die tolle Rede von meiner Mama: "Ach, da mähe ich erst mal meinen Garten und komm rüber und helfe dir bei dem Rest!" hab ich immer noch im Ohr. Durch ihre OP an der Wirbelsäule durfte ich dann meinen Garten mähen und ihren auch noch.

Ich könnte also im nächsten Jahr mal Blumen pflanzen, meine Hochbeete bepflanzen und dem Unkraut Herr (oder Frau) werden. Aber ich könnte auch endlich mal das machen was ich schon immer mal angefangen habe, aber nie durchgezogen habe. Ich könnte anfangen zu schreiben!

Ich habe die coolsten Träume die es gibt, ein Traumdeuter würde an meinen Träumen bestimmt verzweifeln. Und dabei kommen die schönsten Geschichten raus. Ich könnte endlich etwas von meiner Walter schreiben. Oder von meiner schönen neuen Welt!

Es gibt ein Buch in dem man sich Ziele für sein Leben setzen soll. So kurzzeitige Ziele: Wo will ich Beruflich in 5 Jahren stehen, wo will ich Privat in 5 Jahren stehen und dann gibt es auch noch das Lebensziel. Für mich war immer das Buch mein Lebensziel. Also so viel Stoff wie es in meinem Kopf gibt sind es eigentlich Bücher, aber es scheitert immer wieder an mir.

Bevor ich anfange zu schreiben, demotiviere ich mich immer selbst und geh davon aus, dass es sowieso keiner lesen wird (wie hier diesen Blog!) aber ist es nicht egal bei einem Lebensziel? Ich will das doch für mich um es mir zu beweisen.

Ich hab früher oft geschrieben, in der 5. und 6. Klasse durfte ich meine Geschichten immer der Klasse vorlesen. Bis ich dann Stephen King anfing zu lesen und meine Geschichten auch bisschen Brutal wurden. Da wurden meine Eltern zu meinem Lehrer eingeladen und drüber gesprochen das er sich darüber sorgen macht. Ab dem Moment hab ich es lieber gelassen. Ich fing immer mal wieder an, hörte dann aber wieder auf und wenn man schon um die 40 Seiten geschrieben hat und dann wieder rein kommen will, ist es schwer und einfacher von vorne zu schreiben.

Zuhause werde ich zu sehr abgelenkt, da gibt es ein warmes Bett, ein weiches Sofa, ein Fernseher der mich 24 Stunden lang mit dummen Zeug zumüllen kann, den Rechner mit jede mengen Computerspielen drauf, der Hund, die Play Station.. na auf jeden Fall zu viel.

Warum mach ich mir über solche Sachen schon Gedanken? Ich bin noch lange nicht Arbeitslos und wenn es soweit ist, hab ich noch die ganzen Ideen. Dann werde ich eben mit dem Hund spazieren gehen und mich auf eine Bank setzen und dort schreiben. Oder ich nutze mal mein Amt im Kirchenvorstand aus und setze mich dann mal ins Pfarrhaus und schreibe dort ohne Ablenkung.

Langsam gefällt mir der Gedanke doch ein bisschen, etwas länger Arbeitslos zu sein. Und wenn es mir nicht schmeckt, darf man ja auch irgendwie einen Nebenjob von maximal 10 Stunden die Woche machen. Obwohl ich dazu auch nur die Internet Recherche als Hintergrundwissen anbieten kann. Meinen Termin mit dem Arbeitsamt habe ich erst im Januar um mich 3 Monate vorher Arbeitslos zu melden. Bis dahin fließt noch jede Menge Wasser die Fulle runter.

So kann ich mich schon mal aufs Studium vorbereiten, mir schon mal Bücher kaufen und Online Kurse belegen.

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